Der moderne mehrgeschossige Holzbau besticht in eigener Sache durch einen hohen Vorfertigungsgrad, hohe Ausführungsqualität, verkürzte Montagezeiten und reduzierte Schnittstellen. Damit verfügt die klimafreundliche Holzbauweise über ein erhebliches Potential zur Schaffung des dringend benötigten Wohnraumes in Deutschland. Gleichwohl müssen die Landesbauordnungen der Länder dies in ihren Bauordnungen würdigen, damit das Bauen mit Holz einfacher und schneller genehmigt werden kann.
Ein weiterer wesentlicher Erfolgsfaktor für die Erhöhung des Holzbauanteils, insbesondere im mehrgeschossigen Bereich, sind speziell im Holzbau ausgebildete Architekten, Bauingenieure und weitere Fachplaner auf der einen und aufgeklärte öffentliche, private und gewerbliche Bauherren auf der anderen Seite. Zwar sind bereits viele Büros und Behörden mit dem Thema Nachhaltiges Bauen und Holzbau in Berührung gekommen. Gleichwohl fehlt es bei Architekten, Ingenieuren und auch in den öffentlichen Bauverwaltungen teilweise noch am notwendigen Wissen und der Erfahrung mit dem Holzbau.
Die Komplexität von Ausschreibungen, die zusätzlichen Anforderungen zum Schutz des Klimas und des ressourceneffizienten Materialeinsatzes mit denen zur Qualitätssicherung und Wirtschaftlichkeit verbinden, stellt ein weiteres Hindernis dar. Nicht selten besteht eine grundsätzliche Skepsis – bedingt durch Unkenntnis – gegenüber dem Bauen mit Holz, sei es bei Fragen des Brandschutzes, des Schallschutzes, der Werthaltigkeit oder der Wirtschaftlichkeit.
Das Bauen mit Holz erfordert insbesondere von Architekten, Bauingenieuren und weiteren Fachplanern Spezialkenntnisse, die sie nur bedingt in regulären Ausbildungsgängen erwerben können. Gerade in der Hochschulbildung bildet das Lehrangebot im nachhaltigen Bauen und insbesondere im Holzbau die Bedarfe der Wirtschaft und die politischen Ziele des klimaverträglichen und klimaangepassten Bauens nicht ab. Sowohl im Bereich Architektur und Bauingenieurwesen als auch in der Materialwissenschaft und Verfahrenstechnik spielen nachwachsende recyclingfähige Rohstoffe und Baukonstruktionen an den relevanten Hochschulen immer noch eine deutlich unterrepräsentierte Rolle.
Die Folgen der sich gegenseitig verstärkenden Defizite zeigen sich u.a. beim derzeitigen Marktanteil des mehrgeschossigen Wohnungsbaus in Holzbauweise sehr deutlich. Mit unter 5 Prozent steht hier das Bauen mit Holz – trotz zusätzlicher Vorteile hoher Vorfertigung und schneller Bauzeiten – weit hinter seinen Potenzialen zurück. Gleichzeitig besteht zum Bauen mit Holz ein hoher Informations- und Beratungsbedarf bei allen Zielgruppen (Eigentümern, öffentlichen, privaten und gewerblichen Bauherren, Genossenschaften, Baufirmen, Investoren, Immobilien-Dienstleister, ausschreibenden Stellen, örtlichen Entscheidungsträgern, Bauämtern etc.).
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Transformation hin zum Holzbau liegt darin, Akzeptanz und Wertschätzung zu schaffen und alle Zielgruppen bei dieser Transformation mitzunehmen und zu beteiligen. Im öffentlichen Bereich müssen Bedenken hinsichtlich Kosten und steigender Ausschreibungskomplexität sowie fehlender Verwaltungskapazitäten durch Fortbildungen, Wissensaustausch, institutionelle und organisatorische Unterstützung begegnet werden. Referenzen und Vorzeigeobjekte tragen mit dazu bei, das Interesse und das Vertrauen in das Machbare zu stärken.
Quellen: Holzbauinitiative des Bundes, Holzbauwelt.de
Weitere Objekte zum mehrgeschossigen Holzbau finden sie auf dem Portal Holzbauwelt.de