Der Gebäudesektor steht unter doppeltem Druck: CO₂-Emissionen schnell senken und bezahlbaren Wohnraum schaffen. Kaum ein Baustoff kann beides so überzeugend verbinden wie Holz. Es speichert Kohlenstoff, ermöglicht serielle und schnelle Bauprozesse, schafft hohe Aufenthaltsqualität – und eröffnet mit digitalen Planungs- und Fertigungsmethoden neue Produktivitätshebel. Kurz: Holzbau ist eine Schlüsseltechnologie der Bauwende.
Damit dieses Potenzial voll zur Wirkung kommt, braucht es eines vor allem: Vertrauen – insbesondere bei sicherheitsrelevanten Themen wie dem baulichen Brandschutz. Darauf weist Prof. Stefan Winter seit Jahren hin: Leistungsfähigkeit überzeugt, wenn sie transparent nachgewiesen, normativ verankert und in der Praxis erfahrbar gemacht wird.
CO₂-Senke und Substitutionseffekt
Bäume binden beim Wachsen CO₂. Wird Holz im Gebäude langfristig verbaut, bleibt der Kohlenstoff gespeichert. Gleichzeitig lassen sich CO₂-intensive Baustoffe teilweise ersetzen – messbarer Klimaschutz über den gesamten Lebenszyklus.
Leichtbau und Materialeffizienz
Holzbausysteme erreichen bei geringem Eigengewicht hohe Tragfähigkeit. Das spart Ressourcen, reduziert Fundamentmassen und erleichtert Aufstockungen im Bestand – ein Plus für Städte und Kommunen.
Industrialisierung und Tempo
Vorfertigung, CNC- und Robotikprozesse sowie digitale Zwillinge machen den Bauprozess schneller, präziser und planbarer. Ergebnis: weniger Baustellenlärm, weniger Abfall, kürzere Sperrzeiten.

Die häufigste Frage zu mehrgeschossigen Holzgebäuden lautet: „Brennt das nicht schneller?“ Die kurze Antwort: Holz brennt berechenbar – und genau diese Berechenbarkeit macht es sicher planbar.
Wenn es einmal brennen sollte: Moderne Holztragwerke werden ingenieurmäßig brandschutztechnisch bemessen; die Querschnitte sind so dimensioniert, dass sich außen eine schützende Kohleschicht bildet, während der tragfähige Kern über die festgelegte Brandschutzdauer hinweg erhalten bleibt. Zusätzlich kann das Gebäudekonzept durch ein sprinklerunterstütztes System ergänzt werden.
Im Sinne von Prof. Stefan Winter gilt: Sicherheit ist kein Materialdogma, sondern ein nachweisbares Systemergebnis. Entscheidend sind prüfbare Kennwerte, klar definierte Details, Qualitätssicherung in der Fertigung und regelkonforme Ausführung. Werden diese Bausteine konsequent umgesetzt, erreichen Holzgebäude die geforderten Feuerwiderstände – auch in höheren Gebäudeklassen.
Was schafft Vertrauen?
Transparente Nachweise: Prüfberichte, Klassifizierungen und Bemessungsmethoden, die für Planende und Behörden nachvollziehbar sind.
Standardisierte Konstruktionsdetails: Wiedererkennbare, normkonforme Lösungen an Schnittstellen (Decke–Wand, Fugen, Durchdringungen).
Qualität im Prozess: Zertifizierte Fertigung, dokumentierte Montage, Abnahme- und Wartungskonzepte.
Erfahrungswissen teilen: Referenzen, Monitoring-Daten und offene Fehlerkultur beschleunigen den Lernkurveneffekt.
Die Bundesregierung stärkt den Holzbau mit der Holzbauinitiative. Fokus:
Forschungsförderung zur Leistungsfähigkeit und Sicherheit moderner Holzbauweisen – von Brandschutz und Akustik bis Dauerhaftigkeit, serieller Sanierung und Hybridsystemen.
Transfer in Regelwerke: Erfolgreiche Innovationen sollen zügig in Normen, Richtlinien und Musterverfahren ankommen.
Wissens- und Netzwerkplattformen: Leitfäden, Datenbanken, Demonstratoren und Schulungen senken Hürden für Kommunen, Bauherr:innen und Planungsbüros.
Strategisch gerahmt wird dies durch die Charta für Holz 2.0. Sie verknüpft Klimaschutz, Ressourceneffizienz und Innovation mit Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Denn nur ökologisch bewirtschaftete Wälder sichern langfristig Rohstoffbasis, Biodiversität und Akzeptanz – und damit die Glaubwürdigkeit des gesamten Ansatzes.
Leistung im Brandfall: Von abbrandbasierten Bemessungsmodellen über geprüfte Bekleidungssysteme bis zu Performance-basierten Nachweisen liegt heute eine solide Methodik vor, um geforderte Feuerwiderstände zuverlässig zu bemessen.
Akustik & Schwingungen: Mehrschichtige Decken, entkoppelte Auflager und optimierte Trockenestriche zeigen: Auch Mehrgeschosswohnungsbau in Holz erreicht hohen Komfort.
Feuchte & Dauerhaftigkeit: Bauphysikalisch robuste Details (Schichtenfolge, Luftdichtheit, kontrollierte Trocknung) minimieren Risiken – mess- und monitorbar.
Serielle Sanierung: Holzmodule und vorgefertigte Fassaden machen den Bestand klimafit – ohne lange Ausquartierungen – vielmehr im bewohnten Zustand.
Die Aufgabe bleibt Skalierung: Ergebnisse müssen als Standarddetails, Typenprüfungen und Leitfäden flächig ankommen. Genau hier setzen Förderlinien und Transferformate an.
Die Kernbotschaft vieler Beiträge von Prof. Stefan Winter lässt sich so zusammenfassen: Sicherheit entsteht aus Planung, Bemessung und Qualitätssicherung – nicht aus Vorurteilen für oder gegen einen Baustoff. Das ist eine Einladung an die Praxis, evidenzbasiert zu arbeiten: Leistung nachweisen, dokumentieren, standardisieren – und wiederverwenden.
Pilotieren mit Plan: Ein erstes Holzprojekt mit klarer Lessons-Learned-Schleife aufsetzen und Erkenntnisse direkt ins nächste Vorhaben übertragen.
Total Cost of Ownership betrachten: Neben Investition auch Bauzeit, CO₂-Bilanz, Betrieb und Rückbau einpreisen.
Typisierte Lösungen nutzen: Standardisierte Decken-, Wand- und Anschlussdetails reduzieren Planungs- und Genehmigungsaufwand.
Frühzeitig Brandschutz einbinden: Verbindliche Brandschutzstrategie ab Leistungsphase 2 – inklusive Prüf- und Dokumentationskonzept.
Der Holzbau kann sofort einen messbaren Beitrag zur Bau- und Klimawende leisten. Politik und Forschung liefern Rückenwind: Holzbauinitiative, gezielte Forschungsförderung und die Charta für Holz 2.0 bilden den Rahmen. Der moderne Holzbau muss im System geplant werden, dann ist er erfolgreich.
Was noch fehlt? Vertrauen, genährt durch transparente Nachweise, robuste Standards und Praxisbelege. Wenn wir die Sicherheitsfragen – allen voran den Brandschutz im Holzbau – mit der Sorgfalt behandeln, die Prof. Stefan Winter einfordert, wird Holz nicht nur eine Option sein, sondern der neue Standard für klimafreundliches Bauen.
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