TIMBERHAUS: Europäisches Großprojekt für nachhaltiges Bauen
TIMBERHAUS ist ein europäisches Forschungs- und Innovationsprojekt, das nachhaltige Holzlösungen für den Bausektor entwickelt und in drei Pilotstädten erprobt. Ziel ist es, durch digitale Technologien, neue Bauprodukte und politische Instrumente den klimafreundlichen Holzbau in Europa voranzubringen.
TIMBERHAUS bringt 19 Partner für eine klimafreundliche Bauwende zusammen
Das Projekt TIMBERHAUS wurde im November 2024 in Kopenhagen ins Leben gerufen und wird vom Dänischen Technologischen Institut koordiniert. Es vereint 19 Partner aus Stadtverwaltungen, Forschungsinstituten, Universitäten und weiteren Einrichtungen. In den kommenden vier Jahren werden diese Gruppen durch Prototypen und Analysen in drei europäischen Partnerstädten Pionierarbeit für nachhaltige Holzlösungen im Bauwesen leisten.
Warum Holz?
Die Herausforderung: Emissionen, Ressourcenverbrauch und Abfälle im Bausektor
Der Bausektor ist für 40 Prozent der weltweiten Kohlenstoffemissionen, 50 Prozent der entnommenen Materialien und 35 Prozent des Abfallaufkommens verantwortlich. Holz gilt aufgrund seiner Fähigkeit zur Kohlenstoffspeicherung als vielversprechender Ersatzstoff. Doch aktuelle Technologien und Lieferketten sind noch nicht in der Lage, verschiedenste Holzarten – etwa Harthölzer oder Recyclingholz – effizient zu verarbeiten. Zudem stellt die nachhaltige Versorgung mit Holz angesichts des Klimawandels und der Gesundheit unserer Wälder eine wachsende Herausforderung dar.
Neue Wege mit Holz
Digitale Technologien und Prototypen für den Bau der Zukunft
TIMBERHAUS wird digitale Werkzeuge zur Holzverarbeitung auf Basis künstlicher Intelligenz erforschen, um Holzbaustoffe vielfältiger und leichter zugänglich zu machen. Parallel dazu werden Prototypen für Holzbauprodukte entwickelt, die sich in Baupläne integrieren lassen. Dabei fließen auch Aspekte wie Gesundheit, Wohlbefinden und lokale Bautraditionen mit ein.

Drei Städte als Labor
Baia Mare, Berlin und Siena testen innovative Holzlösungen
Die praktischen Anwendungen der TIMBERHAUS-Konzepte werden durch Pilotinitiativen in den Partnerstädten Baia Mare, Berlin und Siena demonstriert. Die Erkenntnisse aus diesen Fallstudien werden in die Entwicklung von Fahrplänen und politischen Instrumenten einfließen – mit dem Ziel, Holzbau europaweit zu fördern und klimafreundliches Bauen stärker im Rechtsrahmen zu verankern.
Nachhaltigkeit im Fokus
Holzversorgung, Klimaschutzpotenzial und biobasierte Bauumgebungen
TIMBERHAUS wird die Grenzen und Möglichkeiten einer nachhaltigen Holzversorgung bewerten sowie das Potenzial, den künftigen Holzbedarf im Bau zu decken. Ebenso untersucht das Projekt die Vorteile des Kohlenstoffabbaus durch Holzbauprodukte und die Klimavorteile einer biobasierten gebauten Umwelt.
Bauhaus Earth als zentraler Projektpartner
Wissenschaftliche Analysen und politische Empfehlungen aus Berlin
Als Konsortialpartner bringt Bauhaus Earth umfassende Expertise in die Nachhaltigkeitsanalysen ein. Das umfasst die Bewertung des Holzangebots, der zukünftigen Baunachfrage sowie des Klimaschutzpotenzials. Darüber hinaus leistet Bauhaus Earth Beiträge zur Entwicklung von Bauplänen, Fahrplänen und politischen Instrumenten für den klimafreundlichen Holzbau.
TIMBERHAUS als Teil einer europäischen Bewegung
Anknüpfung an EU-Initiativen und bestehende Forschungsprojekte
Das Projekt knüpft an laufende und abgeschlossene EU-Forschungsprojekte wie Build-in-Wood und Woodcircles an. Es unterstützt zentrale EU-Initiativen wie die EU-Forststrategie und das Neue Europäische Bauhaus.
Projektfakten im Überblick
Laufzeit, Finanzierung und Beteiligte
TIMBERHAUS wird von der Europäischen Kommission und dem Schweizer Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation finanziert. Es läuft von 2024 bis 2028. Die Projektkoordination liegt beim Danish Technological Institute. Zu den 19 Konsortialpartnern zählen unter anderem: Bauhaus Earth, Built by Nature, die Städte Baia Mare, Berlin und Siena, Climate-KIC, ETH Zürich, EMPA, University of Copenhagen, Urbasofia, Grupo Gámiz, Junckers Industrier, die PFEIFER Group, TEGEL Projekt GmbH, Fondazione Icons, Demos Research Institute und Waugh Thistleton Architects.
Originallink: https://www.bauhauserde.org/projects/timberhaus
Anpassung oder Abschied – nur neue Wälder retten das Klima
Eine aktuelle Studie unter Beteiligung des Thünen-Instituts kommt zu dem Ergebnis, dass Wälder künftig um Bäume aus anderen Regionen ergänzt werden müssen. Sonst verlieren sie wichtige Funktionen, die den Klimawandel aufhalten können. Die Studie erscheint am heutigen Donnerstag, 25. Juli, in Nature Climate Change.
Die Studie unter Leitung des österreichischen Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) in Nature Climate Change zeigt: Es reicht nicht aus, einfach mehr Bäume zu pflanzen, um den Klimawandel wirksam zu bekämpfen und die Wälder als die Kohlenstoffsenke zu erhalten. Das internationale Forschungsteam, zu dem auch das Thünen-Institut für Waldökosysteme gehört, betont die entscheidende Rolle der „unterstützten Migration“. Dabei handelt es sich um eine Strategie der Waldbewirtschaftung, bei der Baumarten und Samenherkünfte auch aus entfernten Regionen ausgewählt werden, weil sie am besten an die künftigen Klimabedingungen angepasst sind.
Studie: Die Wahl der Baumsorten entscheidet über die Klimawirkung des Waldes
Die Studie ist eine der umfangreichsten ihrer Art. Analysiert wurden Daten aus 587 forstlichen Herkunftsversuchen in ganz Europa, in denen Bäume aus 2.964 verschiedenen Samenherkünften wachsen. Herkunftsversuche sind langfristige Feldversuche, bei denen die Leistung von Bäumen aus verschiedenen geografischen Regionen bewertet wird. Daten aus derartigen Experimenten liefern wertvolle Informationen über die lokale Anpassung, zu Wachstum und Überleben von Baumpopulationen.
Um zu prognostizieren, wie sich die Aufnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre im Klimawandel für sieben wichtige Baumarten verändern wird, wenn für die Wahl von Baumarten und Samenherkünften verschiedene Aufforstungsstrategien umgesetzt werden, wurde anschließend in komplexen Modell-Simulationen berechnet.

Von Nadelbäumen zu widerstandsfähigeren Laubbäumen
Die Ergebnisse waren eindeutig. Der Klimawandel wird die Eignung verschiedener Baumarten in großen Teilen Europas verändern. In der Folge sollten die bisher oft genutzten Nadelbaumarten weniger, die widerstandsfähigeren Laubbaumarten vermehrt gesetzt werden. Die Studie zeigtjedoch sehr deutlich, dass dieser häufig schon eingesetzte einfache Artenwechsel kaum ausreichen wird.
„Unsere Modelle zeigen, dass die Wirkung der europäischen Wälder als Kohlenstoffsenke bis zum Ende des Jahrhunderts erheblich abnehmen könnte, wenn bei der Wiederaufforstung nur auf lokales Saatgut aus der Region gesetzt wird“, sagt Debojyoti Chakraborty, Erstautor der Studie und Wissenschaftler am BFW. „Dies würde die Rolle der europäischen Wälder bei der Abschwächung des Klimawandels drastisch reduzieren.“
Saatgut über Europa hinweg transferieren
Heute gepflanzte Bäume müssen mit dem Klima in 100 Jahren zurechtkommen. Deshalb liegt eine Lösung in der sorgfältigen Auswahl von Saatgutquellen, die an die für den Pflanzort prognostizierten Klimabedingungen angepasst sind. Auch dann, wenn diese Quellen aus geografisch weit entfernten Regionen stammen, wie beispielsweise Tannen aus Kalabrien. Diese als „unterstützte Migration“ bezeichnete Strategie nutzt die genetische Vielfalt innerhalb der Baumarten. Deren Samen transportieren das über lange Zeiträume an unterschiedliche Klimaregionen angepasste Erbgut. Die Studienautorinnen und -autoren gehen davon aus, dass nur mit ergänzenden Herkünften aus anderen Regionen die Wälder Europas in Zukunft gut wachsen und weiterhin effektiv Kohlenstoff binden können.
„Unsere Ergebnisse zeigen das bemerkenswerte Potenzial von „unterstützter Migration“, um die Kohlenstoffaufnahmeleistung der europäischen Wälder angesichts des Klimawandels zu erhalten oder sogar zu erhöhen“, sagt Silvio Schüler, Leiter des Instituts für Waldwachstum, Waldbau und Genetik am BFW und Projektleiter der Studie. Mitautor Andreas Bolte, Leiter des Thünen-Instituts für Waldökosysteme, ergänzt: „Diese Ergebnisse müssen bei der Wiederbewaldung nach den großen Waldschäden in Deutschland und weiten Teilen Mitteleuropas seit 2018 genauso berücksichtigt werden wie beim dringenden Umbau risikobehafteter Waldbestände. Nur so können die Funktion der Wälder beim Klimaschutz, als artenreicher Lebensraum und als Quelle der nachhaltigen Holzproduktion langfristig gesichert werden.“
Die Studie wurde durch das INTERREG Central Europe Projekt SUSTREE (Conservation and sustainable utilization of forest tree diversity in climate change) und das Horizont-2020-Projekt SUPERB (Systemic solutions for upscaling of urgent ecosystem restoration for forest-related biodiversity and ecosystem services) unterstützt.
Originalveröffentlichung:
https://www.thuenen.de/de/newsroom/presse/aktuelle-pressemitteilungen/detailansicht/nur-unterstuetzte-migration-von-baeumen-erhaelt-klimaschutzfunktion-europaeischer-waelder
Recycling for Future: Bauen mit Altholz
Holz ist ein gefragter Rohstoff – heute mehr denn je: Der Verbrauch ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen – auch weil immer mehr Häuser aus Holz gebaut werden. Deshalb wird das Aufbereiten von Altholz und die Entwicklung recyclingfähiger Holzbauteile immer wichtiger. Wissenschaftler*innen der TU Braunschweig untersuchen Kreislaufwirtschaft im Bauwesen wie möglichst viel Holz wiederverwertet und im Stoffkreislauf erhalten werden kann, in Zusammenarbeit mit Industriepartnern.
Forschungsprojekte: „Recycling for Future“ und „Recycling for Reuse“
Die beiden Forschungsprojekte „Recycling for Future“ und „Recycling for Reuse“ zum ressourcenschonenden Bauen werden von der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e.V. FNR mit insgesamt rund 2,4 Millionen Euro gefördert.
In Deutschland fallen jedes Jahr zwischen sieben und acht Millionen Tonnen Altholz an. Das größte Potenzial für eine Wiederverwendung stellt Altholz aus Bau- und Abbrucharbeiten, konkret Dachstühle, Deckenbalken und Fertigbauelemente dar. Dabei werden jedoch nur zirka 20 Prozent weiter genutzt und vor allem zu Spanplatten verarbeitet, aus denen dann neue Möbel und Türen hergestellt werden können. Der Großteil wird allerdings thermisch zur Energiegewinnung verwertet.

„Im Fokus sollte jedoch stehen, den Rohstoff Holz nachhaltig und ressourceneffizient zu nutzen und deshalb mehrfach zu verwenden“, sagt Professor Mike Sieder, Leiter des Instituts für Baukonstruktion und Holzbau (iBHolz) der TU Braunschweig. Bei dieser sogenannten „Kaskadennutzung“ bleibt der im Holz gespeicherte Kohlenstoff möglichst lange über das Baumleben hinaus in Holzprodukten gespeichert, bis das nicht mehr sinnvoll verwertbare Holzmaterial zur Energiegewinnung verbrannt und das gebundene Kohlendioxid (CO2) am Ende des langgestreckten Nutzungs- bzw. Lebenszyklus wieder freigesetzt wird.
Recycling for Future – Konzepte zur recyclinggerechten Herstellung von Konstruktionen in Holztafelbauart
Ziel des Forschungsvorhabens ist die Entwicklung leicht und umfassend recyclingfähiger Holzbauteile (Holztafeln), die möglichst langfristig im stofflichen Kreislauf erhalten werden können. Das Projekt wird mit 1,1 Millionen Euro gefördert, davon gehen rund 317.000 Euro an das Institut für Baukonstruktion und Holzbau (iBHolz). Projektpartner sind neben dem iBHolz das Fraunhofer Institut für Holzforschung WKI (Braunschweig), der Lehrstuhl für Ressourceneffizientes Bauen der Ruhr-Universität Bochum, Otto Baukmeier Holzbau – Fertigbau GmbH & Co KG (Hameln), Sto SE & Co. KGaA (Stühlingen), Fermacell (James Hardie Europe GmbH, Düsseldorf) und ALBA Braunschweig GmbH.
Recycling for Reuse – Bewertung und Aufbereitung von Altholz zur Rückführung in den Kreislauf im Rahmen eines Wiederverwendungskonzeptes
In dem Forschungsprojekt wollen die Wissenschaftler*innen die Grundlagen für eine Methodik entwickeln, die die Herstellung konstruktiver Bauteile und Holzwerkstoffe aus stabförmigem Altholz ermöglicht. Die Fördersumme beläuft sich auf insgesamt 1,3 Millionen Euro, davon gehen rund 379.000 Euro an das Institut für Baukonstruktion und Holzbau und 287.000 Euro an das Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik (IWF) der TU Braunschweig. An dem Projekt beteiligt sind neben dem iBHolz und dem IWF der TU Braunschweig das Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI, die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK), die Peiner Entsorgungsgesellschaft mbH, die Nibelungen Wohnbau GmbH (Braunschweig), Ing.-Holzbau SCHNOOR GmbH (Burg bei Magdeburg), RINNTECH-Metriwerk GmbH & Co. KG (Heidelberg), Schumann-Analytics (Einbeck) und MICROTEC Srl (Brixen, Italien).
Quelle: TU Braunschweig
Welche Erkenntnisse lieferte die Bundeswaldinventur 2022?
Die Bundeswaldinventur 2022 liefert zum vierten Mal seit 1987 umfassende Informationen über die großräumigen Waldverhältnisse in Deutschland. In einem regelmäßigen Stichprobennetz mit rund 80.000 Waldpunkten wurden an etwa 521.000 Bäumen über alle Eigentumsarten hin-weg mehr als 150 Merkmale erfasst.
Die Inventur nutzte moderne Technologien wie Fernerkundung zur Verbesserung der Datenerhebung und -auswertung. Aus den Ergebnissen lassen sich wichtige Kenntnisse zum aktuellen Zustand und zur Veränderung der Wälder aus ökologischer und ökonomischer Sicht ableiten. Im Folgenden werden wichtige Kernergebnisse dargestellt.
Der Holzvorrat der Wälder Deutschlands beträgt 3,7 Milliarden m³ (335 m³ je Hektar), damit steht im deutschen Wald mehr Holz als in jedem anderen Land der Europäischen Union. Der größte Hektarvorrat mit 405 m³ befindet sich in Bayern. Sachsen-Anhalt weist mit 255 m³ je Hektar den geringsten Vorrat auf. Ein hoher Vorrat bedeutet insbesondere in fichtenreichen Wäldern im Klimawandel ein hohes Risiko für Kalamitäten.
Mit steigender Vorratshöhe nimmt das Risiko von abiotischen und biotischen Schäden zu, insbesondere von Sturmwurf und damit einhergehendem Wertverlust. Zwischen 2012 und 2022 ist der Vorrat der einzelnen Baumarten angestiegen, mit Ausnahme der Fichte und der Esche durch schadbedingte Ausfälle. Bei der Kiefer beträgt der Anstieg 23,6 Mio. m³ (3%), bei der Buche 46,5 Mio. m³ (7%) und bei der Eiche 48,1 Mio. m³ (13,6%). Die größte relative Vorratszunahme verzeichnet die Douglasie mit 31,8% (Vorratszunahme: 22,7 Mio. m³). Der Grund für diese hohe Vorratszunahme liegt in der Produktivität der Baumart und dem hohen Anteil wuchskräftiger junger Bäume.

Holzvorrat, Kohlenstoffvorrat und Klimaschutz
Die Wälder in Deutschland speichern 1.184 Mio. Tonnen Kohlenstoff, jedoch ist der Kohlenstoffvorrat in der lebenden Biomasse seit 2017 um ca. 42 Mio. Tonnen gesunken. Selbst wenn man die erhöhten Kohlenstoffvorräte im Boden, im Totholz und in den Holzprodukten einberechnet, bleibt eine Abnahme von rund 19 Mio. Tonnen Kohlenstoff bzw. knapp 70 Mio. Tonnen Kohlendioxid. Im Sinne der offiziellen Klimaberichterstattung sind damit der Wald und seine nachgelagerte Holzverwendung im Betrachtungszeitraum von einer Senke zu einer Quelle von Kohlendioxid in Höhe von durchschnittlich 14 Mio. Tonnen pro Jahr geworden.
Welche Baumarten im Wald überwiegen?
Die häufigsten Baumarten sind Kiefer (22%), Fichte (21%), Buche (17%) und Eiche (12%). Laubbäume haben ihren Anteil um 7% erhöht, während die Fichte rund 17% ihrer Fläche verloren hat. Kiefer hat die Fichte als häufigste Baumart abgelöst. Regional hat die Kiefer ihre Verbreitungsschwerpunkte im norddeutschen Tiefland, besonders Brandenburg, und zusätzlich in Nordbayern und im südlichen Rheinland-Pfalz (Pfälzer Wald, Rheintal). Die Fichte kommt dagegen vorwiegend in Berglandlagen der Mittelgebirge sowie im Voralpen- und Alpenraum vor. Die Buche hat höhere Verbreitungsanteile im Hügelland und im Bergland in Hessen, in Rheinland-Pfalz, im Saarland, im südlichen Niedersachsen und in Westthüringen sowie auf der Fränkischen und Schwäbischen Alb. Die Eiche besitzt keinen ausgeprägten Verbreitungsschwerpunkt, ten-denziell ist sie aber in Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarberg häufiger zu finden.
Quelle: Ausgabe 1/2025 der Zeitschrift proWald des Deutscher Forstverein e.V.
Entwicklung nachhaltiger Holztafelbaukonstruktionen für die Kreislaufwirtschaft
Im Forschungsprojekt Timber Use and Maintain der TU München geht es um die Fähigkeit zur Kreislaufwirtschaft von Holzkonstruktionen. Der Einsatz von Holz im Bauwesen hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Holz, als nachwachsender Rohstoff, bietet nicht nur vielseitige Einsatzmöglichkeiten, sondern trägt auch maßgeblich zur Reduktion von CO₂-Emissionen bei. Besonders der Holztafelbau hat sich als universelle Bauweise für tragende und nichttragende Außen- und Innenwände etabliert.
Dennoch bleibt das Potenzial der Kreislaufwirtschaft – insbesondere hinsichtlich Rückbau und Wiederverwendung von Bauteilen – oft ungenutzt. Hier setzt das Forschungsprojekt der Technischen Universität München (TU München) an, mit dem Ziel, kreislaufgerechte Holztafelbaukonstruktionen zu entwickeln, die technische Machbarkeit, wirtschaftliche Effizienz und ökologische Nachhaltigkeit vereinen.
Kreislaufansatz: Wiederverwendung und Ressourcenschonung im Fokus
Im Rahmen des Projekts „TU&M“ wird ein ressourcenschonender Umgang mit Holz im Bauwesen durch die Wiederverwendung von Bauteilen, Bauelementen und Komponenten sowie durch die Kaskadennutzung von Gebrauchtholz gefördert. Kreislaufgerechte Holzkonstruktionen ermöglichen es, Gebäude langfristig als Kohlenstoffspeicher zu nutzen und so das Klimaschutzpotenzial signifikant zu steigern. Basierend auf den Forschungsergebnissen von Graf et al. (2022) werden fünf Ebenen der Kreislauffähigkeit systematisch analysiert: Gebäude, Bauteil, Bauelement, Komponente und Material. Diese Strukturierung stellt sicher, dass der Kreislaufansatz umfassend und auf allen Ebenen berücksichtigt wird.

Prototypische Entwicklungen und Bewertung der Nachhaltigkeit
Ein detaillierter Kriterienkatalog sowie die Auswertung von Planunterlagen und Projektdaten, die in Zusammenarbeit mit Praxispartnern und Holzbauunternehmen erarbeitet wurden, ermöglichten eine fundierte Analyse. Dabei wurden vier Außenwandtypen als Status Quo identifiziert, prototypisch erstellt und bis auf die Komponentenebene zurückgebaut. Diese Analysen lieferten wichtige Vergleichsdaten für die Entwicklung kreislaufgerechter Holztafelbaukonstruktionen. Ziel ist es, ressourcenschonende und wiederverwendbare Außenwandbauteile zu schaffen, die über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg ökologisch und ökonomisch effizient bleiben.
Das Projekt der TU München zeigt, wie der Kreislaufgedanke konsequent im Bauwesen umgesetzt werden kann, um nachhaltige und zukunftsfähige Bauweisen zu etablieren.
Lehrstuhl TUM, Lehrstuhl für Architektur und Holzbau, Univ.-Prof. Stephan Birk. Projektbearbeitung Dr.-Ing. Sandra Schuster, Dipl.-Ing. Tabea Huth M.Eng.
Plattform Bauen & Wohnen: Lösungen zum nachhaltigen Wohnen im urbanen Raum
Die Plattform Bauen & Wohnen von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften – setzte diese Projektgruppe mit drei verschiedenen Arbeitsgruppen mit dem Ziel ein, Lösungen für bezahlbares, nachhaltiges und qualitatives Wohnen im urbanen Raum zu erarbeiten. Zum einen dient sie der Vernetzung und dem Wissenstransfer für die nachhaltige Transformation des Gebäudebestands, zum anderen soll es skalierbare Lösungen für nachhaltiges und komfortabler Wohnen aufzeigen.
Vielerlei Anforderungen an die Gebäudetransformation für bezahlbaren Wohnraum
In Deutschland fehlt bezahlbarer Wohnraum mit guter Lebensqualität – Studien sprechen von bis zu 800.000 fehlenden Wohnungen. 9,5 Millionen Menschen – das ist mehr als jeder Zehnte – leben auf zu engem Raum. Darüber hinaus verursacht der Gebäudesektor 37 Prozent der energie- und herstellungsbedingten CO2-Emissionen, und über 34 Prozent der weltweiten Energienachfrage gehen auf ihn zurück. Damit kommt der Transformation des Gebäudesektors eine entscheidende Rolle für ein ressourcenschonendes Wirtschaften und den Kampf gegen die Erderhitzung zu. Gleichzeitig wird eine Anpassung der gebauten Umwelt an sich dynamisch verändernde Rahmenbedingungen erforderlich – von der Gestaltung klimaresilienter Städte über den Umgang mit sich wandelnden Wohn- und Lebensformen bis hin zu den Potenzialen von Smart Cities. Die Schaffung von bezahlbarem, lebenswertem Wohnraum gilt zudem als zentrales Ziel der politischen Verantwortlichen.

Innovationen im Spannungsfeld von Wohnen, Nachhaltigkeit und Bezahlbarkeit
Ziel der Plattform Bauen & Wohnen ist die Entwicklung und Bewertung von Lösungsansätzen im Spannungsfeld von Bezahlbarkeit, Nachhaltigkeit und Qualität (notwendiger Lebenskomfort). Dazu werden relevante Akteure im Branchen-Ökosystem zusammengeführt (Vernetzung), sozialwissenschaftliche mit natur- und technikwissenschaftlichen Wissensbeständen verknüpft (Synthese) sowie Handlungswissen vermittelt und konkrete wirtschaftliche Tätigkeit angeregt (Transfer). Übertragbarkeit und Skalierbarkeit bilden zentrale Kriterien bei der Entwicklung und Bewertung der Lösungsansätze. Der Fokus liegt auf dem Gebäudebestand im (sub)urbanen Raum und dessen Potenzial für eine nachhaltige Transformation. Der Erfahrungsaustausch erfolgt in verschiedenen Arbeitsgruppen und wird durch innovative Dialogformate wie die Durchführung von Bürgerräten und Praxisworkshops sowie ein Mapping der in Deutschland vorhandenen Reallabore im Themenfeld begleitet. Die Ergebnisse des Dialogs werden der Politik in Form von Handlungsoptionen und
-empfehlungen, unter anderem zur Anpassung des regulatorischen Rahmens, vorgeschlagen.
Arbeitsgruppe „Baustoffe, Konstruktion und Energie“
Die Arbeitsgruppe „Baustoffe, Konstruktion und Energie“ (AG 1) widmet sich technischen Innovationen mit Blick auf einzelne Gebäude. Dabei werden die Hürden für mehr bezahlbaren Wohnraum betrachtet und wie Kosten möglicherweise gesenkt werden könnten – beispielsweise durch serielles und modulares Bauen, vermehrten Einsatz digitaler Werkzeuge und zirkuläre Geschäftsmodelle. Besonderer Fokus liegt auf der Überprüfung bestehender Standards im Wohnungsbau sowie darauf, Bauregeln zu vereinfachen.
Muster-Holzbau-Richtlinie regelt Brandschutz für sicheren mehrgeschossigen Holzbau
Nach mehr als drei Jahren Verhandlungen haben die Länderbauminister die neue Muster-Holzbau-Richtlinie einstimmig beschlossen. Die Initiative ging von Nordrhein-Westfalen und Bayern aus.
Die Richtlinie regelt die Bauweise zur Errichtung feuerwiderstandsfähiger Bauteile für größere Mehrfamilienhäuser (Gebäudeklassen 4 und 5), die Anforderungen zur Planung von Holzbauten sowie die Anordnung von brandschutztechnisch wirksamen Bekleidungen aus Holz. Bei der Ausweitung der Holztafelbauweise auf Gebäude der Klassen 4 und 5 wird beim Bau Material eingespart und ist damit wirtschaftlicher als die bisher nur mögliche Massivholzbauweise. Bei der Holztafelbauweise handelt es sich um eine verbreitete Holzbauweise von Fertighäusern, bei der Bauteile vorgefertigt und beim Hausbau zusammengefügt werden.

Die neue Muster-Holzbau-Richtlinie markiert somit einen wichtigen Schritt für die Förderung des Holzbaus in Deutschland. Sie setzt klare Rahmenbedingungen für die Nutzung von Holz als nachhaltigem und ressourcenschonendem Baustoff.
Ein zentrales Thema der Richtlinie ist der vorbeugende Brandschutz. Hier bietet die neue Richtlinie wertvolle Unterstützung, indem sie detaillierte Anforderungen und konkrete Maßnahmen formuliert, die Architekten und Brandschutzplanern eine klare Orientierung bieten. Besonders hervorzuheben ist, dass die Richtlinie auch den Holzbau in mehrgeschossigen Gebäuden adressiert, was einen bedeutenden Schritt in der Weiterentwicklung des Holzbaus darstellt.
Quelle: Landesregierung Nordrhein-Westfalen
Bundeswaldinventur: Entwicklungen der CO2-Speicherleistung des Waldes
Mit der am 8. Oktober veröffentlichten vierten Bundeswaldinventur liegen nun umfangreiche Ergebnisse über den Zustand und die Entwicklung des Waldes für die Periode 2017 bis 2022 vor. Aus Klimaschutzsicht hat der Wald in dieser Periode mehr CO2 abgegeben als aufgenommen. Experten vom Öko-Institut e.V. ordnen hier die Ergebnisse ein und zeigen am Beispiel ihres Waldmodells FABio-Forest, welche Bedeutung der Waldmodellierung für die Klimapolitik zukommt.
Dürre, Stürme und Käferbefall setzen dem Wald enorm zu
Gründe für die veränderte Senkenleistung des Waldes in Deutschland liegen hauptsächlich in den extremen Bedingungen wie Dürre und Sturm, gefolgt von Baumschäden durch Käferbefall. Da der massive Verlust der Waldsenke aus den vergangenen Jahren erst mit Veröffentlichung der aktuellen vierten Bundeswaldinventur (BWI-4) bekannt wurde, hat eine wesentliche Informationsgrundlage für politische Entscheidungen zur Steuerung von Klimaschutz in Wäldern gefehlt. Um unsere Klimaschutzziele zu erreichen, ist der Wald aber als natürliche CO2-Senke fest eingeplant. In den kommenden Jahren stehen weitere relevante politische Entscheidungen für den Klimaschutz an, weshalb fundierte, richtungssichere und möglichst zeitnahe Einschätzungen für die Waldentwicklung in den nächsten fünf Jahren wichtig sind.

Irritierende Aussagen zur geringereren CO2-Speicherleistung des Waldes als bisher
„Der Wald fällt als Klimaschützer aus“ und Senkenziele laut Bundes-Klimaschutzgesetz von -25 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten (Mio. t CO2-Äq.) im Jahr 2030 für den Landnutzungssektor (LULUCF) „sind nicht mehr erreichbar“ – diese oder ähnliche Aussagen werden nach der Veröffentlichung der BWI-4 geäußert. Aus unserer Sicht sind diese Aussagen für den Wald nicht ausreichend differenziert:
- Der Waldsenkenverlust ist vor allem eine Folge von zusammengebrochenen Fichtenbeständen, die in den 1950er Jahren überwiegend an ungeeigneten Standorten gepflanzt wurden.
- Die Waldsenke hatte sich in der Periode 2012 bis 2017 noch aufgebaut. Danach nahm sie bis zum Jahr 2022 massiv ab. Waldmodelle können helfen zu verstehen, wie sich diese Entwicklung fortsetzen wird.
Die Fichten-Antwort
Alle 10 Jahre wird in Deutschland die Bundeswaldinventur durchgeführt. Aktuell wurden die Ergebnisse der BWI-4 für die Periode 2012 bis 2022 beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft vorgestellt (Broschüre zur BWI-4). Auf mittlerweile fast 80.000 Erhebungspunkten werden Baumarten erfasst, Baumdurchmesser sowie -höhen bestimmt, Totholz vermessen und weitere biodiversitätsrelevante Strukturen wie Spechthöhlen aufgenommen. Die Zeitreihen der Bundeswaldinventuren – zusammen mit den um fünf Jahre versetzten Zwischeninventuren – ermöglichen eine Analyse der zeitlichen Entwicklung der Waldflächen in Bezug auf Holzvorräte, Lebensraumqualität und die Einbindung von CO2 für den Klimaschutz.
Referenzszenario der Holzverwendung und der Waldentwicklung mit FABio-Forest
Im Rahmen des UBA-Projekts BioSINK1 wurde die Auswirkung der energetischen Nutzung forstlicher Biomasse in Deutschland auf deutsche und internationale Kohlenstoffsenken im Landnutzungssektor untersucht. Dazu wurde die zukünftig zu erwartende Nachfrage nach Holz mit dem Holzverwendungsmodell TRAW sowie die mögliche Waldentwicklung mit dem Waldmodell FABio-Forest modelliert.
In der Broschüre zur BWI-4 werden erste Ergebnisse zur Kohlenstoffbilanz der Waldfläche dargestellt. Die Biomasse der lebenden Bäume – wie in Abbildung 3 zu sehen – setzt sich aus der oberirdischen und unterirdischen Biomasse zusammen. Die Veränderung der Senkenleistung in der Periode 2012 bis 2017 betrug -260 Mio. t CO2-Äq. und in der Periode 2017 bis 2022 +132 Mio. t CO2-Äq. (Umrechnungsfaktor: Mio. t C * 44/12).
Quelle: Öko-Institut e.V.